Kontrollieren Sie Gebühren, wiederkehrende Kosten und Steuern
19.03.2014
Es ist nicht einfach, ein gutes Aktienportfolio aufzubauen, welches Ihnen ein regelmässiges Einkommen bringt. Und das Portfolio kann Ihnen nur ein gutes Einkommen ermöglichen, wenn Sie die Kostenseite gut im Griff haben.
Grundsätzlich kostet jeder Kauf, jeder Verkauf Courtage, Gebühren und Steuern. Auf Dividenden sind Steuern zu bezahlen. Und Ihre Depotbank kassiert Depotgebühren auch dann, wenn Sie nicht handeln sondern einfach Aktien halten. Die Bank gewinnt immer... All diese Kosten müssen Sie kennen und in die Renditeüberlegungen mit einbeziehen, sonst werden Sie keine wirkliche Freude an Ihrem Depot haben können. Dies gilt für Aktien.
Bei Fonds wird es noch mühsamer: Lesen Sie mal das erste Kapitel in Michael Ferbers Buch "Was Sie über Geldanlage wissen sollten" (Verlag NZZ, 2012): Bei so viel Kreativität im Gebührendschungel schwindelt Ihnen vielleicht der Kopf, aber vielleicht haben Sie's dann wie ich: weshalb in Fonds investieren, wenn Sie damit schlechte Ergebnisse haben? Weshalb soll ich Ausgabeaufschläge, Verkaufskommissionen, Produkteverwaltungsgebühren an die Finanzindustrie zahlen, was ja nur meine Rendite schmälert? Das sehe ich nun mal einfach nicht ein.
Courtagen
Jeder Kauf, jeder Verkauf von Aktien oder anderen Finanzprodukten kostet Courtage. In der Schweiz sind diese Kosten vergleichsweise hoch. Meines Wissens müssen Sie hierzulande mindestens 29 Franken Courtage für eine Transaktion bezahlen. Dazu kommen Gebühren und Steuern von nochmals einigen Franken hinzu. Abhängig von der Bank, dem Börsenplatz und dem Transaktionsvolumen können die Kosten einer Transaktion wesentlich höher werden.
Sagen wir, dass Sie mindestens 33 Franken für den Kauf von ein paar Aktien zahlen. Das bedeutet ganz klar, dass es sich für Sie nicht lohnen kann, wenn Sie zu kleine Beträge einsetzen. 3000 Franken pro Kauf oder Verkauf sollten es schon sein, sonst verschenken Sie Ihre mögliche Rendite gleich mal an die Bank.
Ich habe Depots bei zwei grossen Schweizer Banken, und die Kosten für die Transaktion werden mir im E-Banking jeweils schon während der Eingabe des Auftrags angezeigt. Dies scheint mir sehr wichtig. Durchschnittlich rechne ich mit Transaktionskosten von 0.7% für Schweizer Aktien und gut 1% bei Ausländischen.
Das heisst aber, Kauf und Verkauf kosten zusammen 1.5% bis 2.2% des eingesetzten Kapitals. Dieses Geld ist für Sie verloren. Die Bank freut's, aber für Sie sind das Kosten, welche Sie einkalkulieren sollten.
Eine der beiden Banken verlangt für Transaktionen an ausländischen Börsenplätzen rund dreimal mehr als die andere Bank. Vergleichen lohnt sich also! Und, was sich ebenso lohnt: reden Sie mit Ihrer Ansprechperson bei der Bank. Soviel sei mal verraten: Die Gebühren sind nirgends in Stein gemeisselt. Lieber gibt Ihnen die Bank bessere Konditionen, als dass sie einen Kunden verliert. Lassen Sie Ihren Kundenberater wissen, dass Sie sich verschiedene Angebote anschauen, und kommen Sie mit möglichst konkreten Vergleichsbeispielen und Zahlen. Als gut vorbereiteter Kunde haben Sie gute Aussichten, bessere Konditionen zu erhalten.
Steuern
In der Schweiz haben Investoren Glück: Kapitalgewinne sind steuerfrei. Sie müssen nicht weit reisen, bis das anders ist. Sie können also Aktien an einem Tag kaufen und am nächsten wieder verkaufen. Falls Sie dabei einen Gewinn machen, ist der steuerfrei.
Bei Dividenden ist das anders: der Staat kassiert mit. Und damit er sicher sein Geld erhält, wird gleich an der Quelle kassiert: 35% der ausbezahlten Dividende wird als Verrechnungssteuer zurückbehalten. Diese Steuern sind via die Steuererklärung zwar teilweise rückforderbar, aber grundsätzlich werden Dividenden als steuerbares Einkommen behandelt und Ihrem übrigen Einkommen zugerechnet.
Ähnliches gilt auch für Dividenden ausländischer Firmen, bei denen Sie aber ebenfalls erhobene Steuern zurückfordern können. Auf der Website der Steuerverwaltung finden Sie die entsprechenden Formulare.
http://www.estv.admin.ch/verrechnungssteuer/dienstleistungen/00253/00627/00847/index.html?lang=de
Seit einigen Jahren gibt es für Schweizer Firmen die Möglichkeit, statt Dividenden sogenannte Kapitalrückzahlungen an die Aktionäre zu bezahlen. Diese sind, im Gegensatz zu Dividenden, steuerfrei. Wenn Sie z.B. Aktien von Swiss Re, Zürich Versicherungen oder Inficon besitzen, kamen Sie in den letzten Jahren in den Genuss von kräftigen steuerfreien Kapitalrückzahlungen. Das schenkt dann, je nach Ihrem Einkommen und dem Wohnort, nochmals ein.
Depotführungsgebühren
Eine der beiden Banken, die ich fürs E-Banking benutze - jene übrigens, welche günstiger ist bei den Courtagen - verlangt hohe Depotführungsgebühren. Das kann ganz schön ins Geld gehen. Pro Quartal zahle ich dort als Depotgebühr etwa 0.7 Promille des Depotwert, pro Jahr also knapp 0.3 Prozent. Ganz ehrlich weiss ich nicht mal genau, wofür ich das bezahle... Auch der Kundenberater konnte das nicht schlüssig erklären. Ich weiss nur, dass das günstigste E-Banking-Angebot für meine Depotgrösse etwa 5 mal billiger wäre. Da muss mir die Bank schon entscheidende andere Vorteile bieten, damit ich dabeibleibe. Immerhin, der Vorteil der teuren ist das vorbildlich gute E-Banking und die umfassenden Handelsmöglichkeiten.
Fazit
Bei den Steuern haben Sie wenig Chancen, bessere Konditionen auszuhandeln als andere Investoren - es sei denn, Sie kommen ganz gross daher. Bei den Gebühren andererseits kann es durchaus helfen, wenn Sie verschiedene Anbieter miteinander vergleichen. Glauben Sie nicht, dass die veröffentlichten Tarife der Banken das letzte Wort sind: Als investierender Neukunde sind Sie aus Sicht der Bank äusserst attraktiv. Aber auch als bestehender Kunde werden Sie von Ihrem Kundenberater plötzlich auf Händen getragen, wenn er wittert, dass Sie zu einer anderen Bank wechseln möchten. Was immer Sie an besseren Konditionen für sich herausholen, ist Ihr Gewinn. Wenn Sie nur schlucken, was die Bank Ihnen bieten will, sind Sie zwar ein gern gesehener Durchschnittskunde. Aber ist das wirklich die Rolle, die Sie spielen möchten?
Es bringt kaum Vorteile, wenn Sie nur bei einer Bank ein Depot haben. Je besser Sie die verschiedenen Angebote kennen, umso eher können Sie die schwachen Seiten der Angebote umgehen und für sich einen akzeptablen Mix aus Vor- und Nachteilen finden.
Letzte Bearbeitung: 19.3.2014
Kommentar(e)
Die Kommentarfunktion ist zurzeit wegen "Spammer-Besuchs" aus Russland ausgeschaltet