Investieren in Zeiten von COVID-19

01.04.2020

So, da stecken wir also mitten drin im grössten Schlamassel seit Jahrzehnten. Im Stil einer Generalmobilmachung hat unser Land zur Verteidigung gegen einen hinterlistigen Feind mobil gemacht, gegen einen Feind, der es auf die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft abgesehen hat, die gesundheitlich angeschlagenen Alten.

Während mir der Schutz der Benachteiligten in einer Gesellschaft sehr am Herzen liegt, bin ich etwas nachlässiger, wenn es um den Schutz der Alten geht. Alt werden – ich werde bald 69 Jahre alt – gehört nun mal zum Leben, und dass wir irgendwann sterben, gehört auch dazu. Das soll nicht zu früh sein – ich möchte noch etwa 24 Jahre weitermachen – aber irgendwann ist mal Schluss.

Aber so sieht das jetzt aus: Das ganze Land im Stillstand, damit sich niemand mehr anstecken kann mit dem heimtückischen Virus, das nicht Kinder belästigt, und auch nicht die arbeitende Bevölkerung, sondern ausgerechnet Senioren mit schlechter Gesundheit. Die Opfer sind gewaltig. 500 Millionen pro Tag, in der Schweiz allein? Vielleicht. Existenzen werden zerstört, Verluste eingefahren, Schuldenberge aufgehäuft, Konkurse vorbereitet, Kurzarbeit eingeführt.

In der Schweiz allein Milliardenverluste gegen bis jetzt 420 Verstorbene. Jeder Mensch ist unersetzlich, aber die Opfer, die sich der Staat nun für die Sicherheit unserer Alten abringt, kann er sich nicht leisten. Und Sterben gehört nun mal zum Leben, das können wir nicht aufhalten.

Was das alles mit Investieren zu tun hat? Viel, natürlich. Damit meine ich nicht, dass die Aktienkurse in einem Monat 20 oder 30 Prozent gefallen sind. So eine Korrektur war längst überfällig. Weit mehr hat diese Situation mit der Zukunft zu tun, und die Nachwirkungen des Frühjahrs 2020 werden viele Menschen und viele Firmen noch Jahre spüren. Wenn wir langfristig investieren, müssen wir also in Firmen investieren, welche eine Chance haben, derartige Stress-Situationen zu überleben und idealerweise gestärkt daraus hervorzugehen. Das dürften grosse, international gut vernetzte Firmen sein, welche seit Jahren steigende Dividenden ausbezahlen.

Schauen wir uns mal die Firmen in unserem Echtgeld-Depot an: Nestle, Roche, Swiss Re, Geberit, Zurich Insurance, Apple, 3M, SAP, Givaudan. Ziemlich gut aufgestellt mit dieser Auswahl, finde ich. So hat das Depot in dieser scharfen Korrektur auch nicht stark gelitten: Es liegt, unter Berücksichtigung aller Kosten und Dividenden seit Auflegung noch 7% im Plus. Natürlich ist das viel weniger als vor sechs Wochen, aber wir liegen immer noch im positiven Bereich, und wir haben die Chance, dass die Kurse wieder steigen.

Allerdings ist meine Hoffnung auf bald wieder steigende Kurse klein. Zuerst müssen mal die wirtschaftlichen Schäden unserer Schockstarre überwunden werden. Je länger diese Schockstarre dauert, desto länger wird es dauern, bis die Schäden repariert sind. Mittel- bis langfristig ändert sich aber am Investieren in Aktien nicht viel. Das ist nicht die erste Preiskorrektur, und ganz bestimmt auch nicht die letzte. Es kann sogar mit den Kursen nochmals 30% oder 40% weiter runter gehen, damit es wirklich schmerzt und keine Mensch mehr Aktien kaufen will – bevor es wieder aufwärts geht.

Nun, Schockstarre hin oder mehr, es ist Zeit, wieder etwas zu investieren. Auf dem Konto liegen 3265 Franken. Das reicht exakt für 6 Aktien von Swisscom zum jetzigen Preis von 524 Franken. Verlockend. Stabile Dividende seit vielen Jahren. Gut verankert in der Schweiz, etwas in Italien, 5G-Phantasien, und jetzt, wo alle auf Home Office umsteigen, ist die Firma wohl bestens auf die Zukunft vorbereitet.

Und dann gibt’s seit einiger Zeit noch eine familiäre Beziehung zur Swisscom: Einer unserer Söhne arbeitet in einem Call Center der Swisscom. Also, der Auftrag ist platziert … und ausgeführt.

Neu gibt es auch eine Excel-Auswertung zum Echtgeld-Depot. Damit lässt sich die Gesamt-Performance besser darstellen als mit einem simplen Depotauszug.

Willkommen zurück in der irrealen Realität

02.03.2020

Doch, das Covid-19 konnte den Märkten etwas anhaben - etwas spät haben die Börsen reagiert, dafür umso heftiger. Es ist schon eindrücklich, wie heftig die Kurse fallen können, wenn's denn mal losgeht mit der Bewegung nach unten.

Da ich mich ja, wie im letzten Blogbeitrag erwähnt, persönlich auf eine Korrektur etwas vorbereitet habe, kam der Einbruch weder überraschend noch unwillkommen. Sowas gehört einfach zum Investieren, und wer da seine Nerven nicht behalten kann, sollte sich überlegen, was er/sie beim Investieren falsch macht.

Was mir viel mehr zu denken gibt, und ich glaube, dies ist das wirklich grosse Risiko an den Aktienbörsen, ist die Tatsache, dass sich die Märkte so absolut auf ein Eingreifen der Notenbanken verlassen können. Eine simple Kurskorrektur von zehn, zwölf Prozent? Was ist da dabei? Schon müssen die Leitzinsen gesenkt werden, um die Märkte zu stützen. Sorry, das ist doch lächerlich.

Mir kommt das vor wie eine kranke Vater-Sohn-Beziehung: Der Sohn verhält sich so, dass er als Folge seines Leichtsinns auf die eine oder andere Art öfters mal abstürzt. Jeder Fall schmerzt, und der Vater tut sein Möglichstes, um die Schmerzen zu lindern, den Sohn über seine Verluste hinweg zu trösten. Als Belohnung für den Schmerz gibt's obendrein noch ein neues Auto, oder bezahlte Ferien, oder sonst einen kleinen Bonus. Was der Vater verpasst, ist, seine Rolle als verantwortlicher Elternteil wahrzunehmen und seinem Sohn klarzumachen, woher die Abstürze kommen, dass sie nicht per Zufall entstehen. Dass man sich im Leben auch so verhalten kann, dass man nicht immer wieder abstürzt, und dass man lernen muss, auf den eigenen Beinen zu stehen.

Oh, das ist vielleicht eine altmodische Ansicht. Aber nicht alles, was gerade besser scheint als der altmodische Kram, ist auch tatsächlich besser. Wenn sich die Märkte in ihrem Leichtsinn abhängig machen vom Eingreifen der Notenbanken, kann das Jahre oder Jahrzehnte gut gehen. Irgendwann, vermute ich, wird die Rechnung für dieses kranke Verhalten präsentiert. Und die bezahlen dann alle mit.  

Es geht abwärts - was tun?

06.02.2016

Das Jahr hat für alle, die mit Aktien zu tun haben, miserabel angefangen. Alle Indizes liegen im Minus, der SMI hat allein seit Jahresanfang 10 Prozent verloren, und er liegt bereits mehr als 15 Prozent unter dem Höchststand des letzten Jahres. Damit steht der Index fast genau wieder dort, wo er vor zehn Jahren, 2006, gestanden hat. Mist!

 

Und die nähere Zukunft schaut alles andere als toll aus: China sorgt für genug Aufregung an den Märkten, wir haben einen Ölpreis, der fast täglich munter weiter kollabiert und für Ratlosigkeit sorgt, die Lage im Mittleren Osten ist instabil wie schon Jahre nicht mehr, und den grossen Firmen scheint es kaum mehr zu gelingen, ihre Gewinn zu steigern. Und nach wie vor tricksen die Notenbanken von immer mehr Ländern in immer grösserem Stil mit ihrer Währungen, manipulieren die Geldmenge, die Zinsen, die Kurse. Wie soll es da an den Aktienmärkten aufwärts gehen?

Ich habe keine Ahnung, ebenso wenig wie alle anderen Marktbeobachter und -Teilnehmer. Es ist gut möglich, dass die Märkte noch weiter fallen – viele erwarten es geradezu. Andere sprechen von einer vorübergehenden Korrektur und erwarten für dieses Jahr keine besonders schlimmen Abstürze. Wer hat Recht? In einem Jahr wissen wir es.

Was tun? 

  • Einen kühlen Kopf bewahren. 
  • Wer einen Plan dafür hat, wie er Geld in Aktien investieren will, muss strikt bei seinem Plan bleiben. Wenn der Plan vorsieht, dass bei fallenden Kursen Aktien gekauft werden, so sollten jetzt gemäss den vorher definierten Kriterien Aktien gekauft werden. Wenn der Plan vorsieht, dass bei fallenden Kursen Aktien verkauft werden, dann, hmm, ist das vielleicht ein schlechter Plan, aber es ist besser, dem Plan zu folgen und die Aktien zu verkaufen, notfalls mit Verlust. 
  • Wer keinen Plan dafür hat, wie er sein Geld in Aktien investiert, befindet sich nun in einer üblen Lage. Da er sich nie mit kühlem Kopf überlegt hat, was er in einer Situation, wie wir sie jetzt haben, tun soll, ist guter Rat teuer. Vielleicht wäre es an der Zeit, abzuspringen, das heisst, alles zu verkaufen und später wieder einzusteigen. Aber zuerst sollte sich so ein Investor, oder besser, so ein Spekulant, sich erst mal einen Plan zurecht zu legen, der nicht nur schönwettertauglich ist, bevor er wieder einzusteigt.

Planen für die nächsten Monate. 

Als dividendenorientierter Investor bin ich an den Kursen „meiner“ Aktien zwar interessiert, aber mehr noch an den Dividenden, welche ich erhalte. 

In den letzten Wochen haben bereits mehrere Firmen aus meinem Portfolio die Dividende erhöht. Dies ist das Signal, welches mir wichtig ist. Der Kurs der Aktien mag fallen, aber mein Einkommensstrom ist am Wachsen. 

Wenn ich diese Dividenden reinvestiere, ist es für mich sogar von grossem Vorteil, wenn die Kurse nicht steigen, sondern gar fallen. Für das gleiche Geld kann ich mir mehr Aktien kaufen. Nehmen wir Omega Healthcare Investors (OHI) als Beispiel.

Ich besitze 2000 Aktien von OHI. Das gibt bei einer Dividende von 56 Cents (pro Quartal) eine Dividende von 1120 USD. Nun wurde die Dividende um einen Cent auf 57 Cents erhöht, sodass ich nun 1140 USD erhalten werde. 

Bei einem Kurs von  (heute) USD 31.65 kann ich mir nun 36 Aktien kaufen. Fällt der Kurs auf 30, sind es 38 neue Aktien, steigt der Kurs auf 33.00, so sind es nur noch 34 neue Aktien, die ich mir aus den Dividenden kaufen kann. Ich bin also nicht wirklich daran interessiert, dass der Kurs steigt. Denn mit den Jahren kann es für mein Einkommen aus Dividenden ganz interessant werden, wenn der Kurs einer Aktie NICHT steigt, sondern fällt. 

Das ist völlig gegen jede Intuition – aber man kann es leicht nachrechnen. Schauen wir uns das Beispiel mit OHI über fünf Jahre an. 

Erste Annahme: Der Kurs bleibt über die ganzen fünf Jahre gleich, die Dividende wird jährlich um 7% erhöht. (Das ist weniger als der tatsächliche Wert der Erhöhungen der letzten Jahre.)

Im fünften Jahr erhalte ich eine Dividendenzahlung, welche um 75% grösser ist als anfänglich. Und das nur, weil ich alle erhaltenen Dividenden wieder investiert habe. Aus meinen 2000 Aktien sind 2720 Aktien geworden. Nicht schlecht.

Zweite Annahme: Der Kurs fällt über die fünf Jahre jährlich um 5%, die Dividende wird jährlich um 7% erhöht.

 

 

Mein Einkommen aus Dividenden beträgt nach fünf Jahren mehr als bei der ersten Annahme, weil ich wegen des tieferen Aktienkurses mehr Aktien kaufen konnte. Tatsächlich ist aber auch der Wert meiner Anlage gestiegen, indem ich die Dividenden reinvestiert habe. Ich habe nun 2837 Aktien, welche knapp 78‘000 USD wert sind, gegenüber den anfangs 2000 Aktien im Wert von 63‘300 USD. Und das trotz fallender Kurse während der ganzen Zeit.

Dritte Annahme: Der Kurs steigt über die fünf Jahre jährlich um 5%, die Dividende wird jährlich um 7% erhöht.

 

Leider vermindern die steigenden Kurse mein Einkommen aus den Dividenden. Ich habe zwar bei der optimistischen Variante ein viel höheres Vermögen, aber das Einkommen ist deutlich tiefer als mit den beiden anderen, pessimistischeren Annahmen. 

Spätestens jetzt ist klar, dass es nicht zu meinem Plan gehören kann, dass die Aktienkurse möglichst stark steigen. Mittelfristig werde ich besser fahren, wenn die Kurse nicht nur steigen, sondern zwischendurch auch mal kräftig fallen. 

Gerade im Hinblick auf die laufende Jahresberichterstattung und die Dividendenzahlungen im Frühjahr kann ich als dividendenorientierter Anleger davon profitieren, wenn die Kurse an den Börsen noch weiter nachgeben. 

Damit dies funktioniert, bin ich natürlich darauf angewiesen, dass die Firmen auch in schwierigeren Zeiten ihre Dividenden weiter verlässlich bezahlen. Während es dafür natürlich keine Garantie gibt, sind die Dividenden grosser Firmen nicht so krassen Bewegungen unterworfen wie die Aktienkurse. Hat eine Firma einmal damit begonnen, eine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik zu betreiben, wird sie sich davor hüten, ohne Zwang von dieser Politik wieder abzurücken – sie würde blitzartig vom Markt abgestraft. Es gibt also so etwas wie ein Gewohnheitsrecht: Als Aktionär kann ich erwarten, dass die Dividenden in schlechten Jahren konstant bleiben und in guten Jahren erhöht werden. 

Da ich vor allem an einem wachsenden Einkommen aus Dividenden interessiert bin, kann ich mit der laufenden Korrektur ganz gut leben. Die Dividenden werden mit dem erwirtschafteten Gewinn bezahlt, und der ist in den wenigsten Fällen abhängig vom Aktienkurs. Der Gewinn wurde im letzten Jahr erwirtschaftet und wird nicht kleiner, wenn der Aktienkurs in diesem Jahr fällt. Die Höhe der gesprochenen Dividende wird auch vom Ausblick der Firmenverantwortlichen auf die Zukunft beeinflusst, und da werden wir wohl Dividendenerhöhungen am untersten Ende der Skala zu erwarten haben. So geschehen zum Beispiel bei Roche: von 8 Franken auf 8.10 ist nicht berauschend. 

Auch wenn es für dieses Jahr bei den bereits angekündigten Dividendenerhöhungen bleiben sollte, unterbricht dies die Zunahme des Einkommens aus Dividenden nicht: Mit den erhaltenen Dividenden werden, unabhängig vom aktuellen Aktienkurs, weitere Aktien gekauft, und spätestens in einem Jahr werfen diese neuen Aktien ihrerseits wieder Dividenden ab. Und diese werden wieder investiert, und so steigt das Einkommen Jahr für Jahr. 

Als weitere Massnahme habe ich in den vergangenen Wochen einige wenige Short-Mini-Futures auf den SMI und auf den S&P500-Index gekauft. Ich habe vor, da noch etwas aufzustocken, um meinen Barbestand zu erhöhen, falls die Kurse noch weiter sinken. Aber das ist nur ein Nebenschauplatz meiner Strategie.

Und irgendwann geht diese Korrektur vorbei, und die nächste Börsenparty beginnt und die Kurse steigen wieder. Aber wann das ist, weiss ich nicht. Es kann in diesem Jahr sein, oder im nächsten, oder erst in einigen Jahren. Aber Dividenden werden weiter bezahlt werden, solange Firmen Gewinne schreiben.